Interaktive Lärmkarte

Die Interaktive Lärmkarte (iLKa)

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Evaluierung und Optimierung der Lärmaktionsplanung“ (OptiLAP) wurde das Konzept für eine Software, eine „interaktive Lärmkarte“, entwickelt, die es ermöglicht, Neuberechnungen stark zu beschleunigen. Viele Änderungen in Modellszenarien können mit dieser „interaktiven Lärmkarte“ kurzfristig analysiert werden. Damit lassen sich Lärmschutzmaßnahmen z.B. direkt während einer Öffentlichkeitsveranstaltung überprüfen und in ihrer Wirkung quantitativ darstellen.

Die Idee hinter Interaktiven Lärmkarten ist es

  • die Bewertung von Lärmminderungsmaßnahmen zu beschleunigen,
  • die Beteiligung der Öffentlichkeit zu optimieren,
  • die Effekte von Maßnahmen transparenter zu machen und
  • eine faktenbasierte Diskussion zu ermöglichen.

Grundlage der Programmfunktionen ist eine nach den einzelnen Lärmquellen getrennte Ausbreitungsberechnung sowohl für Rasterpunkte als auch für die Fassadenpegel. Die zur Ermittlung der Emissionen notwendigen Angaben zu den Straßen werden ebenfalls gespeichert und stehen somit im Programm für weitergehende Analysen zur Verfügung.

Im Vergleich zeigt sich, dass im Modellaufbau kein größerer Aufwand als bei der üblichen Lärmkartierung notwendig ist, um eine Basisvariante für die Verwendung in der „interaktiven Lärmkarte“ zu erzeugen. Die Software ermöglicht es, Änderungen an den Emissionsparametern einzelner Straßen einzugeben und unmittelbar die entsprechenden Ergebnisse anzuzeigen. Die bisher notwendige erneute Ausbreitungsberechnung entfällt.

Veröffentlichungen

Einsatz in Beteiligungsverfahren

Die Funktionen der „Interaktiven Lärmkarte“ können von uns z.B. im Rahmen sogenannter „Runder Tische“ eingesetzt werden. Hierbei können in direktem Dialog mit weiteren Beteiligten (Stadtvertretung, Behörden, Politik, Betroffene) Maßnahmen ausprobiert und in ihrer Wirkung bewertet werden.

Neben der Wiedergabe der Gesamtimmissionen, die den Lärmkarten nach Umgebungslärmrichtlinie gleichzusetzen sind, ist auch die Darstellung der Auswirkungen einzelner Schallquellen (Straßenabschnitt, Schienenstrecke) möglich. Zudem kann durch die vorliegenden Daten für einen beliebigen Rasterpunkt analysiert werden, aus welchen Teilpegeln sich der Gesamtpegel an dieser Stelle zusammensetzt. So lässt sich die maßgebliche Lärmquelle schnell identifizieren, um einen Schwerpunkt für mögliche Maßnahmen zu finden. Die Interaktive Lärmkarte ermöglicht die Bewertung von einzelnen Maßnahmen wie auch mehreren Maßnahmen („Lärmaktionsplan“).

Daraus ergibt sich als Nutzen z.B. für die Lärmaktionsplanung:

  • Identifikation von Hot-Spots
  • Analyse der Lärmquellen
  • Entwicklung und Bewertung von Lärmminderungsmaßnahmen
Einsatz (Auswahl)
  • Lärmaktionsplanung Flensburg, „Runde Tische“, 2020
  • Modellprojekt „Leise(r) ist das Ziel!“ Baden-Württemberg, 2014-2015
  • Lärmaktionsplanung Bochum, „Runde Tische“, 2013
  • Internationale Gartenschau (igs) Hamburg 2013, Maßnahmenfindung im Dialog mit Planern, 2012-2013
Veröffentlichungen
  • Dynamische Lärmkarte, Sebastian Eggers, der gemeinderat, 4/2012
  • Dynamische Lärmkarte – Ein Beitrag zur aktiven Öffentlichkeitsmitwirkung, Sebastian Eggers, Vortrag im Rahmen der Tagung „Von der autogerechten Stadt zur auditiven Stadtplanung“, Hamburg 2012

Einsatz zur automatisierten Maßnahmenfindung

Verkehrsnetze wie Straßen- und Schienenwege verursachen in bebauten Gebieten häufig Konflikte hinsichtlich der Belastung durch Lärm. Nicht nur beim Neubau von Verkehrswegen, sondern auch bei der Instandhaltung oder bei der gezielten Planung von Lärmminderungsmaßnahmen ist hierbei eine Priorisierung sinnvoll, um das meist begrenzte Budget bestmöglich einzusetzen.

An eine Priorisierungsmethode sollen in diesem Fall vier Anforderungen gestellt werden:

  • Die Ergebnisse sollen reproduzierbar sein.
  • Varianten sollen vergleichbar sein.
  • Die Ergebnisse sollen analysierbar bzw. nachvollziehbar sein.
  • Es wird eine hohe Geschwindigkeit sowie eine (organisatorische) Handhabbarkeit erwartet.

Für das zu entwickelnde Verfahren sind somit mehrere Ziele zu verfolgen:

  • Die Ergebnisse einer Berechnung sollen genutzt werden, um die mögliche Lärmminderung verschiedener Quellen zu identifizieren. Dabei sollen möglichst wenige Vorabschätzungen hinsichtlich Modellaufbau notwendig sein.
  • Die Ergebnisse der Lärmbelastung werden anhand einer geeigneten Indikatormethode zu einem Einzahlwert zusammengefasst.
  • In der Darstellung ist jeweils die für eine Lärmbelastung verantwortliche Quelle leicht identifizierbar, hierfür ist keine Auswertung der Immissionsorte notwendig.
  • Das Verfahren soll auch dazu geeignet sein, große Verkehrsnetze untersuchen zu können. Ein Einsatz soll automatisiert sowie manuell möglich sein.

Das entwickelte Verfahren greift auf die Berechnungen mit herkömmlicher Lärmberechnungssoftware auf Grundlage der sonst in der Lärmkartierung genutzten Berechnungsmodelle zurück. Das Werkzeug bietet die Möglichkeit, sowohl benutzergesteuert als auch automatisiert Lärmminderungsszenarien zu berechnen und zu analysieren. Die automatische Auswertung zeigt dabei die mögliche Lärmminderung verknüpft mit der jeweiligen Lärmquelle auf. Experimentelle Einsätze in mittelgroßen Gebieten zeigen, dass die ermittelten Ergebnisse einen guten Praxisbezug haben: Die Abschnitte mit der höchsten Priorität sind auch in Realität die Abschnitte, an denen Lärmminderungsmaßnahmen durchgeführt werden.Eine automatisierte Auswertung kann auch genutzt werden um Abschnitte zu identifizieren, auf denen eine Lärmzunahme keine oder nur geringe Konflikte erzeugen wird.

Veröffentlichungen

Einsatz zur stadtweiten Simulation

Die „interaktive Lärmkarte“ wurde von Kunden bereits in mehreren Fällen eingesetzt, um stadtweite Lärmminderungsszenarien zu berechnen. Zum Einsatz kamen hierbei auch maßnahmensensitive Emissionsmodellle für Straßenverkehrslärm wie etwa TraNECaM. Anhand der Berechnungen lassen sich schnell Maßnahmen sowohl an einzelnen Straßen als auch an den Fahrzeugflotten untersuchen. Einen Überblick gibt der 2014 veröffentlichte Artikel in der „Welt“.

Veröffentlichungen
  • Artikel in der „Welt“ zum Einsatz bei der Volkswagen AG
  • Das LärmTool – oder: Maßnahmen zur Lärmminderung sind dann gut, wenn sie den Betroffenen helfen, Dr. Dietmar Brandt, Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe „HerbstVerkehr“ des VSVI Hamburg, Hamburg 2014
  • Von den Emissionen zu Betroffenen – Was kann das Lärmwirkungstool zum Verständnis beitragen?, Dr. Dietmar Brandt, Vortrag im Rahmen der Tagung „Verkehrslärm – das Problem der fremden Quellen“, Hamburg 2013

Einsatz auf Webseiten

Die interaktive Lärmkarte kann auch in Webseiten eingebunden werden. Beispielhaft bietet die Landesanstalt für Umwelt in Baden-Württemberg (siehe den Link) für eine Modellstadt eine interaktive Lärmkarte an, bei der man für einzelne Straßen verschiedene Maßnahmen durchspielen kann und das entsprechende Ergebnis angezeigt bekommt.

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